03 Dezember 2016

Rezension: Für dich solls tausend Tode regnen~Anna Pfeffer




FÜR DICH SOLLS TAUSEND TODE REGNEN
Anna Pfeffer
Jugendroman
Paperback, Klappenbroschur, 320 Seiten, 13,5 x 21,2 cm
ISBN: 978-3-570-17155-4
€ 14,99 [D] | € 15,50 [A] | CHF 20,50* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: cbj
Erschienen: 12.09.2016


>>LESEPROBE<<


Wer Emi auf die Nerven geht, dem verpasst sie in Gedanken eine Todesart. Und seit dem Umzug weiß sie nicht, wer mehr nervt: die Neue ihres Vaters, die sich ernsthaft in der Mutterrolle sieht, ihr Strahlemann von Bruder, der das auch noch gut findet (stirbt bestimmt mal, weil er auf seiner Schleimspur ausrutscht), oder Erik, Alphatier an ihrer neuen Schule, der einen auf cool macht und sie ständig provoziert (stirbt garantiert an einem Hirntumor wegen übermäßigen Handykonsums). Als sie sich in Chemie mit Alpha-Erik anlegt, kracht es wortwörtlich zwischen den beiden. Die Strafe dafür sind acht Samstage Graffiti schrubben. Mit Erik! Kann das Leben noch beschissener sein? Um aus der Nummer rauszukommen, schlägt Emi einen Wettstreit vor. Doch Erik ist nicht kleinzukriegen. Emi wünscht ihm tausend Tode an den Hals, bis sie merkt, dass es gar nicht so nervig ist, Zeit mit Erik zu verbringen …




Jugendbücher dieser Art lese ich eigentlich gar nicht mehr bis selten. Und der Klappentext konnte mich auf Anhieb auch nicht überzeugen. Ich hatte direkt eine 08/15 Lovestory mit pubertären Teenager Problemchen im Kopf.
Also warum habe ich diese Geschichte dann überhaupt gelesen? Da wäre zum einen das Cover. Ich finde es wahnsinnig anziehend und im Nachhinein absolut passend. Zum anderen war da die Flutwelle begeisterter Stimmen, der ich mich einfach nicht entziehen konnte. Also versuchte ich mich an der Leseprobe.
Was soll ich sagen? Dabei blieb es nicht und ich stellte fest, dass diese wirklich nicht neue Idee mit interessanten Nebeneffekten ein wunderbar rundes und glaubwürdiges Ganzes ergeben hat.

"Es gibt drei Dinge, die du über den Tod wissen musst: Er ist unbeliebt, unausweichlich, und ab und zu verarscht er dich," (Aus dem schwarzen Buch von Emi,15)

Hauptdarstellerin ist dabei Emi, die aus ihrer Sicht alles dokumentiert. Ich habe mich schon auf den ersten Seiten in die Hauptfigur, die nicht nur ohne leibliche Mutter aufgewachsen ist, sondern auch ihr bisheriges  Leben durch den Umzug nach Hamburg aufgeben musste, verliebt.

In solchen Geschichten müssen die Protagonisten wie aus der Realität erschaffen sein und das ist hier absolut gelungen. Ich habe jedes Gefühl, jeden Gedanken und nahezu alle Reaktionen nachvollziehen können. Selbst ihr außergewöhnliches Hobby Zeitungsartikel über Todesfälle in ihrem schwarzen Buch festzuhalten und sich skurrile Todesarten für andere Menschen auszudenken fügten sich passend in den Verlauf. Daraus entstand ein interessanter Mix aus schwarzem Humor und schlagfertigen Dialogen, denn Emi ist auch nicht gerade auf den Mund gefallen.

Das sie so extrem aus ihrem Umfeld hervorsticht liegt wohl auch an den ganzen Strahlemenschen um sie herum, denn ihr Bruder Oliver, die neue Frau an der Seite ihres Vaters, Mara und ihr psychologen Dad selber sind der Inbegriff positiver Schwingungen. Aber auch das wirkte nicht deplatziert, denn Emi schildert ihre Sichtweise und ich habe mich oftmals selbst wiedererkannt.

Mit dem verschlossenen, aber umgarnten Erik gerät die Hauptprotagonistin an eine neue Herausforderung, die sich nicht so leicht abschütteln lässt und ihren Worteskapaden  durch und durch gewachsen ist. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden waren wie das Sahnehäubchen auf dem Kuchen und gaben der Geschichte noch das gewisse Etwas.

"Wenn sein Leben wirklich so beschissen war, war ich gerne bereit, ihm ein paar Selbstmordtipps zu geben - zum Beispiel strangulieren mittels Badetuch."

Ganz ohne Klischees kommt dieses kurzweilige Buch aber nicht aus, denn die meisten Nebenfiguren sind voll beladen damit. “Everybodys Darling“ Louisa in der Schule, die alle irgendwie bewundern, die Veganerin Mara, welche aus typischen gesellschaftlichen Vorurteilen geformt wurde und auch Erik, der “Bad Guy“, um den sich viele Gerüchte ranken und dem die Mädchenwelt durch seine geheimnisvolle Aura zu Füßen liegt.
Eigentlich gar nicht mein Ding, aber durch Emi, die den Hauptpart einnahm, zu verschmerzen.

Auch die einfallsreichen Challenges zwischen Emi und Erik führten dazu, dass mir “Für dich soll's tausend Tode regnen“ insgesamt richtig gut gefallen hat und sich deshalb auch des öfteren ein breites Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete. was durch die zusätzliche Gedankenwelt Emi's und Wortgefechte schon fast zu einem Dauergrinsen ausartete.
Neben den größtenteils amüsanten Abschnitten gesellten sich aber auch ernstere Themen über Verlustängste, Verdrängung, Wut und Ausgrenzung in die Handlung.

Ich konnte dieses Buch aufgrund des stimmigen Gesamtbild´s nur schwer aus der Hand legen und war am Ende positiv überrascht.


"Für dich solls tausend Tode regnen" ist ein erfrischender Jugendroman, der zwar keine neue Idee aufweist, aber mit seinen "Special Effects" in Hinsicht auf sarkastische Dialoge und einer Hauptfigur mit einem skurrilen Hobbie und makaberen Gedankengängen, trotzdem völlig anders und neuartig erscheint.
Schwarzhumorig, witzig, frech, empfehlenswert.

Erzählstil+Umsetzung: 5 von 5
Idee+Ausarbeitung: 3-4 von 5
Charaktere: 4 von 5
Verlauf/Tempo: 4 von 5

Gesamtwerk:

4 von 5




Anna Pfeffer (Autorin)

Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit, die beiden Autorinnen hinter dem Pseudonym Anna Pfeffer, sind seit ihrer gemeinsamen Schulzeit in Wien befreundet. Schon damals entwarfen sie Geschichten, die aus Lehrern paranoide Agenten und aus Mitschülern tragische Helden machten. Heute leben sie in Hamburg und Wien, sind zusammen 71 Jahre alt, haben zwei Männer, sechs Kinder und einen Hund und schreiben noch immer zusammen. „Für dich soll’s tausend Tode regnen“ ist ihr erster Jugendroman.

4 Kommentare:

  1. Huhu Katie!

    Da gehts mir so wie dir, ich würde da auch eher so eine seichte Jugendromanze erwarten. Wobei ich sagen muss, dass mich das Cover jetzt so gar nicht anspricht ^^

    ABER was du beschreibst klingt schon toll! Da verschmerze ich auch gerne einige klassische Nebenfiguren, wenn der Hauptcharakter so originell ist ;)

    Ich pack es mal auf meine Merkliste ^^

    Liebste Grüße, Aleshanee

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  2. Hi,
    Das hört sich nach einem richtig gutem Buch an. Fast ein Monat steht das Buch shcon in meinem Regal, doch bsiher habe ich es noch nicht gelesen. Hört sich aber großartig und lesenswert an.
    Liebe Grüße,
    Lele von lifeofaboredgirl.wordpress.com

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  3. Hallo Katie,

    ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen. Es war einfach mal was anderes wie offen und humorvoll an das ganze herangegangen wurde. Diese sarkastische Ebene war mal richtig erfrischend, da muss ich dir zustimmen. Defintiv ein Buch was man gelesen haben sollte ;)

    Liebe Grüße,
    Ruby

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  4. Hey Katie,
    auch wenn du jetzt nicht zu 100% von diesem Buch begeistert warst und das Buch für dich mehr 08/15 ist, werde ich es aufgrund deiner Rezension mal lesen. Wenn ich es fertig gelesen habe, könnte ich meine Meinung dazu noch sagen, wenn du das noch möchtest :P

    Liebe Grüße
    Blue

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